DATEN & FAKTEN:

01. August 1977: Damiens Geburt in St-Jean-de-Maurienne
1981: Damiens Eltern lassen sich scheiden
September 1986: Damien tritt dem Konservatorium in Dijon bei
Juli 1991: Damiens erster Bruder wird geboren
April 1994: Damiens zweiter Bruder wird geboren
Juni 1995: Damien macht seinen Schulabschluss ("Bac S")
April 1996: Damien zieht nach Paris
26. Oktober 1999: Jours étranges wird veröffentlicht
03. Dezember 2001: À ton nom wird veröffentlicht
26. März 2002: God blesse/Katagena wird veröffentlicht
31. August 2004: Debbie wird veröffentlicht
21. April 2008: Varsovie - L'Alhambra - Paris wird veröffentlicht
16. März 2009: A Lovers Prayer wird veröffentlicht
29. März 2010: J'accuse wird veröffentlicht
17. September 2012: Messina wird veröffentlicht
18. März 2013: Miami wird veröffentlicht

 

GEBURT

Am 01.08.1977 in St-Jean-de-Maurienne, Südfrankreich, geboren, wusste Damien Saez noch lange nicht, dass er eines Tages "le petit prince du rock" - der kleine Prinz des Rock - genannt werden würde. Er wurde in eine Zeit hineingeboren, in der die Sex Pistols Erfolg erlangten und Elvis Presley Lebewohl sagte - für immer; in eine Zeit, in der Dschibuti unabhängig wurde und Angola plötzlich ein Mitglied der UNESCO war.

Doch was sollte das ein braunäugiges Baby interessieren, Sohn eines andalusischen Vaters mit teils italienischen Wurzeln und einer Nordafrikanerin, die im Alter von zehn Jahren von Algerien nach Frankreich emigrierte und heute als Erzieherin für kriminelle Jugendliche arbeitet? Seine Eltern ließen sich allerdings schon bald (1981) scheiden und so hatte Damien früh einen Stiefvater, welcher halb Pied Noir - ein Sohn französischer Siedler in Nordafrika -, halb Südspanier ist. Er abeitet bei Frankreichs populärem Fernsehsender France 3 als Regisseur für Dokumentarfilme; Damien beschreibt ihn als einen sehr gebildeten Menschen, mit dem er als Jugendlicher Nächte lang Diskussionen führte.

"Der Lebensgefährte, den meine Mutter getroffen hat, ist ein sehr kultivierter und intelligenter Mensch. Jemand, für den es nie die Wahl zwischen Skiferien und dem Kauf eines Klaviers gab. Es war für ihn selbstverständlich. So etwas ermöglicht viele Dinge."

 

BILDUNG & ERZIEHUNG

Der kleine Damien wuchs in der warmen und freundlichen, aber nicht sehr wohlhabenden Umgebung seiner Familie im Süden Frankreichs auf, von Stadt zu Stadt ziehend, bis er schließlich in Marseille verweilte. Eines Tages bat er seine Eltern, ein Klavier zu besorgen - drei Tage später war es da, obwohl die Familie kaum Geld hatte, aber, wie Damien sagt, war dies selbstverständlich, da seine Mutter viel Wert auf eine klassische Erziehung legte, in der Musik und Kunst einen hohen Stellenwert einnahmen.

"Sie (scil. seine Eltern) sagten, 'wir müssen mal schauen'. 15 Tage später, als ich gerade nach Hause kam, fand ich ein Klavier vor. Obwohl sie keinen Pfennig hatten..."

Als er etwa acht Jahre alt war, verließen Damien und seine Familie Marseille, damit er in Dijon das Konservatorium besuchen konnte, wo er unter Anleitung Boris Nedeltchevs Klavier lernte und welches Damien mit einem Diplom im Alter von 17 Jahren verließ.
Während der letzten Jahre seiner Schulzeit traf Damien eine Französischlehrerin, welche sein Talent für die Lyrik erkannte und ihm die großen Poeten und Autoren näher brachte:

"Sie ist die Art Mensch, welche dich die Worte lieben lehrt."

Seit dieser Zeit verfasste Saez intensiv Gedichte und Texte und machte schließlich mit 17 Jahren sein Baccalauréat - das Pendant zum deutschen Abitur - an dem Lycée Carnot in Dijon.

"Ich bin im Süden geboren. Ich habe dort meine Kindheit verbracht, dann habe ich das Collège und das Lycée in Dijon besucht. Ich bin Migrantenkind. Ich habe die Paradoxie der Vorstädte, in denen ich lebte, und den sehr viel bürgerlicheren Unterricht der Schulen, wo ich lernte, miterlebt. Ich habe diese zwei Aspekte im Vergleich zu gleichaltrigen Jugendlichen gesehen. Ich habe Anwaltssöhne gesehen, die nicht ganz richtig im Kopf waren."

 

EINFLÜSSE

Damien wurde mehr und mehr zu jenem "tragischen Poeten", wie er später oft bezeichnet werden sollte: Er ersetzte das Klavier immer mehr durch die Gitarre, interessierte sich für Led Zeppelin, U2, Bob Dylan, The Doors, Pink Floyd (er war sogar Mitglied einer Pink-Floyd-Coverband) und einige andere Gruppen, in den 90ern folgten Placebo, Jeff Buckley, Radiohead und Blur; alte Chansons wie die von Brel und Brassens, Jazz und Klassik kannte er durch seine Eltern schon von klein auf.

Damien Saez zeigt sich heute mit vielen verschiedenen Musikstilen vertraut: Er schätzt die Beastie Boys und wollte einen Rapsong veröffentlichen, verehrt PJ Harvey und Lou Reed, während er immer noch begeisterter Pianist ist.

 

JOURS ETRANGES

Mit 18 Jahren zog Damien, inzwischen hatte er zwei kleine Brüder, von den HLMs (Sozialwohnungen) in Dijon - eine Stadt, die er niemals wirklich leiden konnte, sie gab im das Gefühl abhauen zu wollen - nach Paris, nur mit einer Gitarre und seiner nasalen Stimme, auf der Suche nach jemandem, der ihn vielleicht unterstützen würde in seinem Vorhaben, Sänger zu werden. Bald schon traf er auf Marcus Bell und William Sheller und drei Jahre später veröffentlichte Damien sein erstes Album Jours étranges (Fremde Tage, in Anspielung auf "Strange Days" von The Doors), welches zu einem beinahe lachhaften Pessimismus neigte. Die erste Singleauskopplung, "Jeune Et Con" (Jung und dumm), erreichte sofort ihr Ziel: Der Text sprach die französische Jugend an, er machte ihnen nichts vor wie die großen Politiker, welche zwanghaft versuchen, junge Leute von ihrer konservativen Sichtweise zu überzeugen; nein, dieser Text wurde von einem jungen Mann geschrieben, welcher nicht in der Nachkriegszeit geboren wurde, sondern von einem Mann, der das Leben in den Betonklötzen der tristen Vororte nur zu gut kannte und selbst Teil dieser Jugend war, der von Sex, Drogen und Rock 'n' Roll zu erzählen wusste.

"Ich nahm etwas mehr als nur Kokain. Ohne bis zum Heroin zu gehen. Ich hätte nicht die Kraft gehabt, davon loszukommen. Ich sah Menschen wegen der Drogen und eines schlechten Lebens sterben. Ich selbst werde von morbiden Gedanken geplagt."

Da stand er, der Vorzeige-Rebell Damien, zusammen mit Franck Phan (Gitarre) und Antoine Rogge (Gitarre, Keyboard) - welche er beide schon von den Tagen am Lycée in Dijon kannte-, sowie einigen anderen Musikern.
Letztere verließen Saez allerdings bereits nach der ersten Tournee um sich anderweitigen Projekten zu widmen.

 

GOD BLESSE/KATAGENA

Doch das sollte nicht das Ende bedeuten. Im Jahr 2002 wurde die zweite Platte God blesse/Katagena, ein Doppelalbum, veröffentlicht. Die erste CD God blesse (Gott verletzt) ist stärker von elektronischer Musik geprägt, während der zweite Teil Katagena (in Anspielung auf Damiens damalige polnische Freundin Katarzyna, sowie die Worte Katastrophe und géna, also Geburt) um einiges akustischer ist. God blesse schockt jedoch: Der Mix aus pornographisch anmutenden Texten ("Sexe"), versehen mit Technobeats, Instrumentalstücken (z.B. "Thême 2 - Partie 1"), Liebesliedern ("So Gorgeous") und kritischem Rock ("Solution") ist sehr eigensinnig und nicht jedermanns Sache.

Das Album wurde von Teo Miller produziert, welcher etwa schon mit der britischen Band Placebo zusammenarbeitete. Zu dieser Zeit bestand Saez unter anderem aus Clive Deamer (Portishead) am Schlagzeug, Antoine Rogge, Franck Phan, James Eller (Bass) oder auch Maxime Garoute (Zazie, No One Is Innocent), ebenfalls am Schlagzeug, um nur ein paar namenhafte Mitwirkende zu nennen.
Live war Clive Deamer nicht Teil der Band, dafür trat ein neues Mitglied Saez bei: Patrik West, wie James Eller aus England stammend und Gitarrist.

 

FILS DE FRANCE

2002 war ebenfalls das Jahr, in dem sich Le Pen, ein französischer rechtsextremer Politiker der Partei Front national, überraschenderweise für den zweiten Wahldurchlauf der Präsidentschaftswahl qualifizierte. Gerade als Immigrantenkind algerischer und spanischer Eltern traf Damien Saez das Ergebnis stark. So wurde innerhalb von nur zwei Tagen das Lied "Fils de France" geboren und zum kostenlosen Download ins Internet gestellt. Diese Reaktion ist auch nicht weiter verwunderlich, betrachtet man Damiens politische Gesinnung:

"Man müsste den Ausdruck neu erschaffen. Ich kann nicht sagen linksextrem, denn wenn ich jemanden von 'Arbeitern' sprechen höre, kann ich mich nicht damit identifizieren allein wegen dieses Wortes. Für mich wäre das beste System das der Teilung, vielleicht weniger extrem als im Ostblock. Ich fühle mich links, extrem sogar - ich neige in meinen Texten dazu, 'Kommunist' zu sagen - und weiß dabei, dass man das Wort ändern müsste. Ein Wort mit dem selben Grundgedanken aber mit dem Vokabular von heute."

Auch bei den Wahlen im Jahr 2007 zitierte Damien Saez nochmals die bekannten Strophen: Bei einer Rede Ségolène Royals - Kandidatin der Sozialistischen Partei Frankreichs und Nicolas Sarkozys damalige Rivalin - trat er, wie andere französische Künstler auch, in dem Pariser Stade Charléty auf, um friedlich seine Ablehnung gegenüber dem kurz darauf gewählten Präsidenten Sarkozy zu zeigen.

 

DEBBIE

2004 kam Debbie (nach einer kanadischen Stripperin benannt) auf den Markt. Mitwirkend bei diesem Album waren (wieder) Damien, Franck, Antoine, Maxime, James und Patrik, in Zusammenarbeit mit diversen anderen Studiomusikern.
Unglücklicherweise war Antoine während der darauf folgenden Tournée 2005 anderweitig beschäftigt und musste durch Johan Dalgaard ersetzt werden. Antoine konnte lediglich, und das auch nur teilweise, bei den Akustik-Konzerten im Herbst und Winter 2005 dabei sein.

Auch mit Debbie wusste Saez es wiederum, zu überraschen: Während "Debbie" und "Marie Ou Marilyn" deutliche Punkrock Einflüsse zeigen, machen Lieder wie "Céleste", "En Travers Les Néons" oder "Marta" schnell deutlich, dass Damien und seine Jungs erwachsener geworden sind und zeigen eine ganz neue Art der Stille, Dunkelheit und Schwermut. Tatsächlich aber wurde dieses Album häufig in der Presse kritisiert und konnte nicht an den Erfolg, insbesondere von Jours étranges, anschließen.

Für Fans und Interessierte enthält die Bonus DVD der limtierten Auflage von Debbie übrigens noch Aufnahmen von der Entstehung des Albums, von Musikern und anderen Mitwirkenden sowie kleine musikalische Soloeinlagen von Patrik West am Schlagzeug und Damien Saez höchst persönlich.

 

VARSOVIE - L'ALHAMBRA - PARIS

Nach vier Jahren ohne Veröffentlichungen kehrte Damien Saez am 21. April 2008 mit seinem lang ersehnten neuen Werk zurück: Varsovie - L'Alhambra - Paris, welches bei dem Indie-Label cinq7 erschien. Die Auszeit wurde offenbar gut genutzt, denn anstatt einer einzelnen CD wurde daraus in Zusammenarbeit mit bereits bekannten Musikern wie Franck Phan und Clive Deamer  ein akustisches Trippelalbum.
Auf 29 Tracks, deren Texte allesamt in nur 15 Tagen verfasst worden sein sollen, ist es dem Hörer möglich, Saez intimer denn je zu erleben:
Durch die drei Alben zieht sich das Thema der Trennung von seiner Freundin Kasia hindurch. Auch das Cover zeigt zum ersten Mal Damiens Gesicht, allerdings wurde dieses Mal am Booklet gespart - sämtliche Lyrics sind nur im Internet zu finden.
Das Album Paris wird übrigens zusätzlich als Einzelversion verkauft.

"All diese Texte sind wie ein einziger Brief, der ohne eine Pause durchgesungen wird, ein kurzer Moment meines Lebens, der von der schmerzvollen Trennung erzählt, die ich durchgemacht habe."

 

A LOVERS PRAYER

Ende 2006 meldeten sich Saez mit drei komplett englischen Liedern auf Myspace zurück, frei von ihrem Vertrag mit Universal. 2007 konnten dann bereits einige glückliche Fans Damien Saez live bei fünf verschiedenen Konzerten sehen, auf denen noch diverse andere englischsprachige Titel gespielt wurden.

Am 16. März 2009 erschien bei cinq7 unter dem Pseudonym Yellow Tricycle schließlich A Lovers Prayer, welches nicht nur die bei Myspace veröffentlichten, sondern auch die live performten und einige neue, allesamt in der Sprache Shakespeares verfasste Titel enthielt. In Zusammenarbeit mit einer professionellen Übersetzerin entstanden die zwölf Texte, als Studiomusiker sind unter anderem Franck Phan, Pat West, James Eller und Clive Deamer angegeben.-

J'ACCUSE

Gerade mal ein Jahr später, genau genommen am 29. März 2010, kam J'accuse auf den Markt. Schon vor seinem Release sorgte das Album für Schlagzeilen: Das Cover, das eine nackte Frau in einem Einkaufswagen darstelllt, wurde von den französischen Metrostationen und Kiosks verbannt. Doch nicht nur dieses Foto sorgte für Aufsehen; auch Musik und Texte haben sich geändert.

Von all den bis dahin veröffentlichten Alben ist J'accuse am ehesten das, was man echten Rock nennen könnte - kreischende Gitarren, ein wummerndes Schlagzeug. Generell sind die angesprochenen Themen nicht untypisch, blickt man auf Saezs Karriere zurück - Politik, bisweilen etwas politisch unkorrekt, und die Liebe. Allein die Art und Weise, wie Damien darüber singt, ist anders; J'accuse bietet uns einen Blick auf eine perverse Gesellschaft, zeitweise wirken die Lyrics geradezu gleichgültig, dann sind sie wieder voller Verzweiflung. Innerhalb eines einzigen Liedes geht Saez von einer allgemeinen Betrachtung zu seinen intimsten Gefühlen über (z.B. in "Cigarette"). Die Liebe, die er dort beschreibt, ist nicht mehr romantisiert, sondern voller sexueller Spannung. Als Konsequenz scheint die Sprache weniger poetisch, sie ist vulgärer, banaler - gewiss ist dies nur ein Aspekt. Titel wie "Les Printemps", "Tricycle jaune" und "Marguerite" treffen nur teilweise auf diese Beschreibung zu. In seiner Gesamtheit jedoch scheint das Album wie der Nachfolger von "Jours étranges", jedoch mit 11 Jahren Abstand.

 

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